Nachdem wir uns im ersten Kapitel mit dem Deutschen Sozialismus als Utopie des III. Wegs beschäftigt haben, wollen wir uns in diesem Kapitel damit beschäftigen wie der III. Weg die aktuellen ökonomischen Zustände sieht. Eine Betrachtung des Themas anhand wissenschaftlicher Fakten können wir diesmal ebenfalls nicht erwarten. Auch die Analyse des Kapitalismus ist schließlich von den völkischen Vorstellungen der Partei geprägt. Doch trotz dieser Brille mit der auf die ökonomischen Zustände geblickt wird, kann der III. Weg einige Auswirkungen des Kapitalismus erkennen und damit eine Kritik formulieren, die für manche Menschen erst einmal einleuchtend wirkt. Die Kapitalismuskritik des III. Wegs ist wie auch der Deutsche Sozialismus bei weitem nicht fehlerfrei, allerdings ist sie sicherlich in der Lage in völkischen Kreisen den Hass auf Kapitalismus und Liberalismus zu steigern.
Gold gegen Blut
Im Gegensatz zu den meisten anderen Begriffen, die der III. Weg in seiner Schrift zum Thema Sozialismus verwendet, wird der Kapitalismus definiert. Der Kapitalismus sei, vor allen Wirtschaftsfunktionen und Mechanismen, an erster Stelle eine materialistische Lebensauffassung, die dem Besitz und dem Erwerb von Geld den höchsten Wert zumisst. An dieser Stelle kriegen kommunistische Lesekreise sicherlich Schnappatmung. Was andere Menschen in mehrbändigen Büchern erklären wollen klingt beim III. Weg ganz einfach. Der Vorteil an der Definition ist aber natürlich, dass sie die landläufige Vorstellung des Kapitalismus sicherlich gut trifft und damit nicht überfordernd wirkt. Viel zu einfach und außerdem falsch ist sie natürlich trotzdem.
Ein wichtiger Unterschied zum uns bereits bekannten Deutschen Sozialismus ist eine sogenannte Verschiebung der Paradigmen des Wirtschaftslebens. Damit meint der III. Weg, dass im Kapitalismus das Volk der Wirtschaft und diese dem Kapital dient, während im Deutschen Sozialismus das Kapital der Wirtschaft und diese dem Volk dienen würde. Diese Logik mag zwar sprachlich gelungen sein, allerdings ergibt sie nicht wirklich Sinn. Mit dem Kapital sind in diesem Zusammenhang die Kapitalisten also Unternehmen, Großaktionäre oder Banken gemeint. Nur ist es wenig glaubwürdig, dass ausgerechnet im Deutschen Sozialismus diese einflussreichen gesellschaftlichen Kräfte auf einmal dem Gemeinwohl dienen würden. Schließlich sind die Kapitalist*innen durch konsequente Ausbeutung und den Ausbau der eigenen gesellschaftlichen Machtbasis erfolgreich geworden.
Es ist ebenfalls wenig sinnvoll, dass in dieser Gleichung Kapital und Wirtschaft voneinander getrennt werden. Da das Kapital die Unternehmen und die Mittel zur Produktion von Gütern besitzt, würde es in diesem Fall ja auch sich selbst dienen, wenn es der Wirtschaft dient. Allgemein ist diese Sichtweise auf Ökonomie sehr beschränkt, denn auch das Kapital hat ein Interesse daran, dass zumindest Teile der Bevölkerung eine Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum genießen, denn irgendwer muss die produzierten Güter ja kaufen. Nur dient das Kapital damit eben nicht wirklich dem Volk, sondern erhält einen Kreislauf am Leben, der die eigene Machtbasis nicht infrage stellt und den Reichtum des Kapitals kontinuierlich vergrößert. Ein intensiveres Nachdenken über ökonomische Zusammenhänge ist aber auch gar nicht das Ziel des III. Wegs. Es geht nur darum den Kapitalismus als dekadent und zerstörerisch darzustellen, während der Deutsche Sozialismus uns in eine gerechte Zukunft führen wird. Warum der Kapitalismus über Jahrhunderte so erfolgreich war, können wir hier nicht erfahren. Wichtig ist die Abgrenzung zum Deutschen Sozialismus. Dem geistigen Deutschen Sozialismus steht in dieser Logik dem verachtenswerten materialistischen Kapitalismus entgegen. Kurz gesagt der Weg des Blutes gegen den Weg des Goldes.
Die simplen ökonomischen Vorstellungen werden mit Beobachtungen aus der kapitalistischen Lebensrealität aufgefüllt. Dazu zählen ein sinnloser Konsum für die Generierung von Profiten, eine verringerte Warenqualität oder auch dass die Menschen ihr Dasein aus ihrem Konsum ableiten. Diese Beobachtungen mögen größtenteils richtig sein, auch wenn der Kapitalismus wenn es notwendig ist sehr hochwertige Produkte herstellen kann. Mit Wegwerfplastik wären die Mondmissionen ziemlich sicher nicht geglückt. Die Kritik richtet sich nur an oberflächliche Bereiche des Kapitalismus wie Konsum oder Warenqualität. Die Machtverhältnisse in der Gesellschaft und die Gefahr eines weltweiten Zusammenbruchs der Ökosysteme spielen nicht die Rolle, die sie verdienen. Wie wir aus dem Kapitel zum Deutschen Sozialismus wissen, wäre etwas anderes auch verwunderlich, denn an den ökonomischen Machtverhältnissen in der Gesellschaft will der III. Weg kaum etwas ändern. Somit bleibt der Partei nur die Umstände anzuprangern, die außerhalb von Marktradikalen wohl jeder schlecht findet.
Wie der Kapitalismus die Völker unterdrückt
Doch zurück zum Hauptbezugspunkt des III. Wegs dem Volk. Da der Klassenkonflikt und damit die Ausbeutung und Erniedrigung der lohnabhängigen Klasse nicht das Hauptproblem des III. Wegs ist, stellt sich die Frage warum die Partei überhaupt solch große Probleme mit dem Kapitalismus hat. Umweltzerstörung, besonders schlechte Lebensbedingungen für einige Menschen, sowie ein schädlicher Konsumzwang sind zwar durchaus Probleme, aber darauf könnte man auch einfach mit Reformen reagieren wie es die etablierten Parteien machen. Der wahre Grund weshalb der III. Weg den Kapitalismus bekämpft ist, dass er ihrer Ansicht nach danach trachtet, die Völker auf dieser Erde zu zerstören.
Die Zerstörung der Völker beginnt mit der Etablierung der kapitalistischen Wirtschaftsweise in einer Nation. Ein treffendes Bild für die Vorstellung eines solchen Kapitalismus ist die eines Parasiten. Dieser beginnt erst die Nation nach seinen Vorstellungen zu formen, doch der Parasit braucht immer weitere Menschen, Ressourcen und Länder, die er befallen kann. Daraufhin entwickelt der Kapitalismus den Imperialismus, breitet sich aus und Nation sowie Soldaten müssen dann im Interesse der Wirtschaft Kriege führen. Das sorgt dafür, dass dem Kapitalismus neue Absatzmärkte zur Verfügung stehen. Der Unterschied zu einer durchschnittlichen Eroberungspolitik ist, dass hier nicht Heerführer oder Könige über den Krieg entscheiden, sondern die Wirtschaft. Außerdem ist im Kapitalismus die Wirtschaft nicht an eine Nation gebunden. Das Kapital ist stattdessen heimatlos, bewegt sich von New York nach Tokyo oder wohin es will und ist immer auf der Suche mehr Reichtümer anzuhäufen. Das Endstadium dieses Kapitalismus ist dann die Globalisierung. Der Kapitalismus ist nun weltumspannend, führt Kriege um Rohstoffe, nutzt die Völker nach Belieben gegeneinander aus und unterdrückt ihre Kulturen, um unfassbar reich zu werden.
Der III. Weg verachtet allerdings nicht alle kapitalistischen Akteure gleichermaßen. Es findet eine Unterscheidung statt zwischen Familienunternehmen, die in Wirklichkeit unter der globalen kapitalistischen Wirtschaftsweise leiden und dem Heuschreckenkapital. Die Familienunternehmen sind in dieser Sichtweise seit Generationen in deutscher Hand, fühlen sich den Menschen und der Umwelt gegenüber verpflichtet. Das Heuschreckenkapital wiederum ist das bereits benannte herrenlose Kapital, welches sich international zwischen den Finanzplätzen der Welt bewegt und keinem Nationalstaat mehr zugeordnet werden kann.
Die Metapher von den Heuschrecken des Kapitals stammt nicht vom III. Weg, sondern vom SPD Vorsitzenden Franz Müntefehring aus dem Jahr 2004. Er beschwerte sich damit über sogenannte Private Equity Gesellschaften, die durch die neoliberalen Reformen der 80er und 90er Jahre einflussreicher geworden waren. Das Geschäftsmodell dieser Firmen ist das Finanzieren, Umstrukturieren und Weiterverkaufen von bestehenden Firmen. Ihr Kapital erhalten die Private Equity Gesellschaften durch Banken, Versicherungen, Pensionskassen oder vermögende Privatleute. Man kann sagen, dass bei diesen Gesellschaften Spezialist*innen arbeiten, die Firmen analysieren und durch Wachstum oder Weiterverkauf das Geld der Anleger vermehren wollen.
Nun stellt sich die Frage, warum der III. Weg ausgerechnet mit diesen speziellen Finanzkapitalist*innen ein Problem hat. Ursprung der Debatte um diese Firmen war, dass damals ein deutsches Unternehmen von einer solchen Firma aufgekauft wurde. Anschließend wurden 1000 Mitarbeiter*innen entlassen und nach den Umstrukturierungsmaßnahmen wurde die Firma mit einem Milliardengewinn für die Private Equity Gesellschaft verkauft. Solche Vorgänge sind mittlerweile Alltag im globalen Kapitalismus und würden kaum noch jemandem besonders vorkommen. Im Jahr 2004 hingegen waren diese Vorgänge noch recht selten. Dass eine Gesellschaft mit derartig hohen finanziellen Möglichkeiten einfach Firmen verändern konnte, sorgte für eine Abwehrhaltung gegenüber diesen angeblich verantwortungslosen und anonymen Gesellschaften. Dass ausgerechnet die SPD diese Gesellschaften zum Feind erklärte, ist kein Zufall. Die Verfechter eines möglichst sozialen Kapitalismus fühlten sich selbstverständlich bedroht.
Der III. Weg hat die Kritik aus dieser Zeit übernommen, denn sie ist sehr anschlussfähig für die Gedankenwelt der Partei. Der Feind ist nämlich nicht der lokale Unternehmer, der selbstverständlich auch sein Unternehmen umstrukturiert, global expandiert und sich seine Firma für den Ruhestand vergolden lässt. Dementsprechend kann weiter das Märchen von sozialen und verantwortungsbewussten deutschen Unternehmern erzählt werden. Dass es auch gute Unternehmen gibt, die nach den deutschen Interessen handeln ist elementar für die Partei, denn sonst müsste sie sich mit den Machtverhältnissen im Kapitalismus auseinandersetzen. Diese Kritik eines kaum greifbaren zerstörerischen Kapitals lässt sich außerdem noch gut um antisemitische Verschwörungstheorien erweitern.
Das heimatlose Kapital trifft auf die verschiedenen Völker der Welt und sucht nun nach Wegen diese gegeneinander auszuspielen, damit es auf möglichst wenig Widerstand trifft. Das schwerste Geschütz, was der Kapitalismus auffahren kann, ist die Einwanderung von Migrant*innen und damit die Zersetzung des Volkes. Das macht der Kapitalismus natürlich nicht aus reiner Willkür, sondern um die Löhne der gutbezahlten deutschen Arbeiter zu drücken, da Migrant*innen natürlich alle für weniger Lohn arbeiten würden. Dieser Lohnverlust ist für den III. Weg aber nicht das Hauptproblem, sondern die damit einhergehenden Auswirkungen auf die kulturelle und biologische Existenz des Volkes. Diese Theorien sind natürlich kein eigenes Werk des III. Wegs, sondern unter Namen wie „Der große Austausch“ seit Jahren der Schwerpunkt des europäischen Faschismus.
Während das deutsche Volk also an der Migration zugrunde geht, vermehren sich die Profite im Kapitalismus und die liberalen Eliten applaudieren. Der III. Weg sieht diese liberalen Eliten mit Blindheit geschlagen, denn das multikulturelle Chaos hat längst die Staaten der Welt erfasst, sodass auch die reichen und Mächtigen nur noch hinter Zäunen leben können. Es herrschen Verbrechen und der Kampf aller gegen alle, denn die Solidarität des Volkes wurde durch die Masseneinwanderung zerstört. Für den III. Weg ist für eine nationale Solidarität entscheidend, dass nur das biologische Deutsche Volk zusammenlebt und ohne diese nationale Solidarität ist auch keine soziale Gerechtigkeit möglich. Soziale Gerechtigkeit und Reinheit des Volkes sind damit untrennbar verbunden.
Die Migration ist aber nicht die Einzige Methode des Kapitalismus zur Zersetzung des Volkes. In Gestalt der Ideologie des Liberalismus greift der Kapitalismus die Volksgemeinschaft an, indem er das Volk gegeneinander ausspielt. Der Liberalismus führt dafür eine Art Klassenkampf von oben. Statt der Gemeinschaft steht nämlich im Liberalismus das Interesse jedes Individuums am höchsten. Das sorgt dafür, dass eine Ellbogengesellschaft entsteht. Jeder Mensch ist austauschbar und wer sich nicht durchsetzt wird plattgemacht. Außerdem sorgt der Liberalismus dafür, dass Geld in Projekte gesteckt wird, die das Volk weiter zersetzen. Beispiele hierfür sind radikal feministische Projekte und antirassistische Organisationen. Dass alle in der Gesellschaft Karriere machen wollen, sorgt auch für ein Bevölkerungsproblem. Denn Frauen arbeiten nun auch, anstatt den Nachwuchs für die Volksgemeinschaft auf den Weg zu bringen. Der Kapitalismus schert sich natürlich nicht um das Fortbestehen des Volkes und gleicht den Geburtenrückgang durch Migration aus, die sich damit natürlich weiter verstärkt.
Eine Frage die sich bei jeder Faschismustheorie stellt ist, wie der Kapitalismus überhaupt derart mächtig werden und das doch besonders starke Deutsche Volk unterjochen konnte. Der Migrationsanteil in Deutschland steigt Jahr für Jahr und der Abbau traditioneller Werte schreitet in vielen Bereichen weiter voran. Für den III. Weg ist der momentane Kampf also existenziell, denn ein Volk was ihren Vorstellungen entspricht wird immer kleiner. Hinter diesem Siegeszug des Kapitals steht ein übermächtiger Gegner gegen den die ganze Kraft des verbliebenen Volkes aufgewendet werden muss. Denn das deutsche Volk befindet sich im Würgegriff der Hochfinanz und Großkonzerne diktieren die Bedingungen, wofür die finanziellen Reichtümer des Landes ausgegeben werden dürfen. Auch die Globalisierung hat dafür gesorgt, dass die Welt immer vernetzter und internationaler geworden ist. EU, NATO, IWF, Die USA und Israel haben es neben vielen kleinen und großen Organisationen darauf abgesehen, das deutsche Volk zu zerstören. Auch wenn es nicht explizit genannt wird, zeigen Begriffe wie Hochfinanz oder auch die Nennung des im internationalen Vergleich nicht besonders starken Staates Israel, dass der III. Weg in Juden einen wichtigen Feind des deutschen Volkes sieht. Wie zentral die Juden für den III. Weg als Feindbild sind kann aus der Schrift nicht entnommen werden, allerdings klingt eine große Verschwörung des Finanzkapitals gegen das deutsche Volk nach altbekannten Theorien.
Fazit
Wer die Kapitalismuskritik des III. Wegs liest fühlt sich an ein Puzzle erinnert in dem ein Teil in das andere greift, nur dass das Bild am Ende eine verzerrte und verfälschte Wirklichkeit abbildet. Die Partei nutzt verschiedene reale Missstände im Kapitalismus und ordnet diese mit Hilfe des eigenen völkischen Denkens so an, dass alles einen Sinn zu ergeben scheint. Allerdings wird an vielen Stellen deutlich, dass niemand dieses fertige Puzzle einmal genau angesehen hat, ob es am Ende auch die Wirklichkeit abbilden kann.
Denn die Probleme des III. Wegs bei der Analyse des globalen Wirtschaftssystems Kapitalismus sind vielfältig. Wie in jedem Kapitel müssen wir auch hier wieder erwähnen, dass es kein deutsches Volk gibt und daher die Grundlage der Kapitalismuskritik des III. Wegs keinen Sinn ergibt. Zusätzlich fällt auf, dass wieder einmal nur aus einer nationalistischen Weltsicht analysiert wird. Der Kapitalismus ist an erster Stelle ein ökonomischer Zustand, der sich in an vielen Stellen gleicht und gewisse lokale Unterschiede aufweist. In der Analyse des III. Wegs wirkt es allerdings so, als hätten sich einige globale Eliten verbündet, um allen anderen Menschen ihre schönen Volksgemeinschaften kaputtzumachen. Nach dem Lesen der Analyse des III. Wegs versteht niemand, warum so viele Leute heute den Kapitalismus am Leben erhalten.
Ohne eine Verschwörung unfassbar mächtiger Eliten ergibt es also gar keinen Sinn, dass wir im Kapitalismus leben. Wer hingegen den Kapitalismus versteht sieht die Vielzahl an materiellen und gesellschaftlichen Veränderungen, die neben vieler Probleme den Lebensstandart sehr vieler Menschen verbessern konnten. Wer das anerkennt kommt allerdings darauf, dass Menschen sich für ein Leben im Kapitalismus auch entschieden haben. Der III. Weg will nicht wahrhaben, dass deutsche Unternehmer, Großkapitalisten und allen voran die deutschen Bürger die weltweite Entwicklung des Kapitalismus federführend mitbestimmt haben. Diese Erkenntnis würde nunmal dazu führen, dass der deutsche Familienbetrieb auch kritisch gesehen werden muss.
Aufgrund des nationalistischen Blicks der Partei auf den Kapitalismus entgehen ihr auch viele große Probleme des Kapitalismus. An erster Stelle wären Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ressourcenverschwendung zu nennen. Obwohl Ökologie ein wichtiges Thema für die Partei ist, bleiben diese Probleme unerkannt. Auch die Ausbeutung der Lohnabhängigen, die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums und die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus sind kein Thema. Stattdessen werden Konsumzwang, schlechte Produkte und Teile des Finanzkapitals kritisiert. Die wirklich großen Probleme des Kapitalismus werden einfach ignoriert, denn ansonsten würde der Deutsche Sozialismus als weiterhin kapitalistisches System entlarvt werden.
Es geht aus den Schriften der Partei eindeutig hervor, dass eine durchdachte und gründliche Analyse der globalen wirtschaftlichen Verhältnisse nie das Ziel der Partei war. Das Ziel des III. Wegs ist stattdessen die Legitimierung der eigenen schon feststehenden Weltsicht mit erfundenen wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das beste Beispiel dafür ist der Strom von Migranten, der angeblich zur Lohndrückerei gegen das Deutsche Volk von den kapitalistischen Eliten eingesetzt wird. Dass Migration nicht so funktioniert, bei weitem nicht nur arme und ungelernte Menschen migrieren oder dass Migranten für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft schon lange eine wichtige Rolle einnehmen, ist vollkommen egal. Es geht darum, sich selbst zum größten Opfer des Kapitalismus zu machen.
Ob Geburtenrückgang, Emanzipation von Frauen, Gleichstellung von Minderheiten oder das mangelhafte Interesse an deutschem Brauchtum und einer soldatischen Männlichkeit, an allem soll der Kapitalismus schuld sein und er hat es besonders auf die nationale Bewegung abgesehen. Man sieht sich als Opfer in einem heiligen Kampf gegen eine unterdrückerische Macht, die seit Jahrhunderten dem Deutschen Sozialismus zusetzt und immer wieder die natürliche Weltordnung auseinanderbringt. Doch neben dem Kapitalismus gibt es noch einen großen Feind. Es ist der Kommunismus, der die nationale Bewegung schon lange bekämpft und mit seinen falschen Analysen für Konkurrenz sorgt. Mit der Haltung des III. Wegs zum Kommunismus beschäftigen wir uns im dritten und letzten Kapitel unserer Analyse.
Wer sich mit den Schattenseiten des Kapitalismus befassen will, sollte sich besser mit der Vielzahl von sozialistischen Kritiken des aktuellen Wirtschaftssystems auseinandersetzen. Diese bieten viele gute Antworten auf die durch den Kapitalismus verursachte Zerstörung weltweiter Ökosysteme, die Ausbeutung der Lohnabhängigen Klasse oder zu Fragen der Geschlechtergerechtigkeit. Wir sollten diese überzeugenden Positionen im Wettstreit mit den Faschist*innen besser nutzen. Sie haben in diesem Themengebiet nur wenig anzubieten. Es ist traurig, dass die Faschist*innen insbesondere in der deutschen Arbeiterschaft in den letzten Jahrzehnten viele Anhänger*innen gewinnen konnten. Wenn wir wieder lernen die soziale Frage zu stellen, könnten wir diese Entwicklung sicherlich aufhalten.