Am Morgen des 23. Oktober 2024 fanden zum zweiten Male dieses Jahr Hausdurchsuchungen bei rechten Jugendstrukturen in Berlin und Brandenburg statt. Während sich die Partei Der III. Weg medial bedeckt hielt, als die erste Hausdurchsuchungswelle am 18. Juli 2024 der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ) galt, meldet sie sich diesmal schnell zu Wort. Verschiedene Medien hatten ihre Partei mit den Durchsuchungen in Verbindung gebracht, was die Partei vehement von sich wies. Kein Parteimitglied habe etwas mit der Durchsuchung zutun. Tatsächlich dürfte es sich dabei aber eher um eine Formalie handeln, um die Partei aus dem Schussfeld negativer Presse zu ziehen.
Im Fokus der Durchsuchung standen diesmal Führungspersonen aus dem Spektrum von Deutsche Jugend Voran (DJV) und Jung & Stark (JS). Diese haben in den vergangenen Monaten mehrere Raubüberfalle auf linke Jugendliche begangen und posierten im Anschluss auf Social Media mit der erbeuteten Kleidung. Durchsucht wurden 9 Wohnungen in Hellersdorf, Köpenick, Marzahn, Neu-Hohenschönhausen sowie in Letschin und Wandlitz. Betroffen waren mitunter Carsten Grasse (1), Christopher Wetzels (2), Julian Milz (3) Vincent Gutjahr (4) Philippe Beneke (5) sowie zwei bislang namentlich unbekannte Personen (6, 7). Julian Milz sitzt seit der Durchsuchung in Untersuchungshaft. Festgestellt wurden Tatbekleidung, entwendete Kleidungsstücke, Waffen und bei mindestens drei Personen (1, 2, 5) auch Parteikleidung & -Propaganda vom III. Weg.
Die Berliner Carsten Grasse aus Neu-Hohenschönhausen und Christopher Wetzels aus Marzahn suchen nachweislich in den letzten Monaten den Anschluss zur NRJ. In einem im Spiegel erschienenen Interview erzählt Christopher Wetzels aka „Sirene“ von seinem Parteibeitritt. Er begründet diesen damit, dass ihn dort vor allem das Kampfsportangebot interessiere. Er habe Lust sich zu schlagen und je öfter man sich schlage, desto mehr Spaß mache es.
Beide nahmen an mehreren öffentlichen und parteiinternen Aktionen teil. Am 31. August 2024 fand in Zwickau ein Aufmarsch der Partei gegen den CSD in Zwickau statt. Da es sich um das Hauptbetätigungsfeld von DJV & JS handelte, waren entsprechend viele Vertreter*innen des Spektrums vor Ort. Unter ihnen Carsten Grasse, der auf der Demo merklich die Nähe zur Parteijugend suchte. Am 14. September 2024 verteilte die NRJ in Erkner Propagandamaterial für die bevorstehende Landtagswahl in Brandenburg. Die Aktion wurde nicht öffentlich beworben, dennoch war Christopher Wetzels in die Verteilung eingebunden. Auch am Tag vor der Landtagswahl am 21. September übernahm Carsten Grasse Aufgaben an einem Wahlkampfstand in Cottbus. Zuletzt wurden er gemeinsam mit Vertreter*innen der NRJ auf einem Anti-CSD Aufmarsch Ende September in Görlitz gesichtet.
Die Zusammenarbeit zeigt: die Verbindung einzelner Kader aus dem Spektrum von DJV und JS zur Partei Der III. Weg geht über Sympathie und Kennverhältnisse hinaus. Dass Der III. Weg sich nun so schnell von den Anwärtern aus Berlin distanziert zeigt höchstens, dass ihr Aufnahmeprozess noch nicht formell abgeschlossen ist. Vor allem zeigt es aber, dass es der Kleinstpartei aktuell sehr wichtig ist nicht mit gewalttätigen Übergriffen in Verbindung gebracht zu werden. Die Angst vor weiterer Repression scheint größer als die Solidarität mit den eigenen (Neu-)Mitgliedern.